Reiseerfahrungen – Lebenstipps 9

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Hol nach, was du vergessen hast!

imageManches ist mir peinlich.
Ich stehe im Laden. Habe in unbeholfenem Ukrainisch-Russisch-Mix vorgetragen, was ich will. Die Verkäuferin versteht’s nicht. Mir wird heiß. Ich wiederhole es. Sie guckt weiter fragend. Was soll ich machen, ich habe die Sätze vorher ja sogar auswendig gelernt. Meine Achselhöhlen beginnen feucht zu werden. Ich merke, wie mein Denken anfängt zu blockieren.

Sätze, die eigentlich verfügbar waren, sind es nicht mehr. Ich fange an einsilbig zu werden. Irgendwie hangele ich mich mit Händen und Schweißperlen durch. Natürlich muss ich auch beim Bezahlen nachfragen, meine Ohren stellen sich doof. Auch die Wiederholung der Zahl kommt bei mir nur ungefähr an. Ich reiche einen mit Sicherheit zu großen Schein rüber, sie wird schon richtig wechseln. Knete in die Hand – und nichts wie raus!

Dort folgt das böse Erwachen: Butter fehlt. Leider fehlt auch eine Laden-Alternative. Ich muss da wohl wieder rein?! Mich nochmal in so einer peinlichen Pose sehen lassen?! Ich könnte doch auch auf die Butter verzichten, oder? Könnte ich. Ja, aber ich will es nicht. Wie wird die Verkäuferin mich angucken? Meine Innenwelten streiten sich. Dann riskiere ich es. Und immerhin: Ich komme mit der Butter wieder raus. Und die Verkäuferin hat sogar mild freundlich geguckt. Und verstanden was ich wollte.

Erlebnisse wie dieses sind es, wieder und wieder und wieder, die allmählich in mir etwas verändern. Ich beginne, mich weniger komisch zu fühlen mit meinem Sprachenmix. Manchmal gebe ich gleich am Anfang zu, dass ich Deutscher bin. Und erlebe, dass die meisten VerkäuferInnen zugewandter werden. Auf einmal bleibt auch mein Sprach- und Hörvermögen besser da. Und ich merke allmählich, es ist nicht schlimm oder peinlich, etwas zu vergessen. Geht man halt wieder rein. Geht man halt nochmal zurück.

Manchmal wird’s dann sogar lustig. In Tormón, in Spanien, hat uns das Zurückgehen sogar gute Freunde beschert, bei denen wir dann eine Woche lang mit wohnen und leben und arbeiten konnten.
So kann Vergessenes sogar einen Mehrwert gewinnen.

Fehler sind nichts Peinliches. Fehler sind eher verbindend. Weil wir sowieso alle sie machen. Weil sich ein fehlerhafter Mensch eben als Mensch zu erkennen gibt. Herzlich Willkommen im Club der Vergesslichen!

Unter Menschen müssen Fehler sein!