Weihnachtssuchspaziergang

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imageEs ist Heilig Abend kurz nach 16 Uhr. Zeit in der Kirche zu sitzen, dem Krippenspiel zu lauschen, die schönen Weihnachtslieder mitzusingen und durch die Kirchenfenster die Dämmerung immer mehr hereinfallen zu sehen.
Wir gehen raus in die Sonne. Eine kleine Wanderung, einfach querfeldein – und dann mal sehen.

Über unserem Haus kommen wir in einen kleinen Waldpark. Links vom Weg ist ein Gatter abgesperrt, rechts auch. Links für die Hunde unter 10 kg Lebendgewicht, samt Herrchen natürlich, rechts für die dickeren Kaliber. Exkremente des Lieblingsvierbeiners aufheben ist Pflicht, ansonsten wird eine Strafe von 150€ angekündigt. Aber man kann seinen Hund auch außerhalb des Gatters scheißen lassen, wie wir sehen, während wir aufmerksam unsere Schritte setzen.
Irgendwann gehen wir quer durch das Wäldchen, weiter unten der Zaun des Waldparks ist offen. Wir sind raus – und stehen alsbald vor einer weiteren geschlossenen Zauntür. Wo kommt die her? Das ist nicht ersichtlich und schließlich auch egal, wir sind klettergeübt.

Straße runter, nächste hoch. Wir sind in einem Stadtviertel von urbanizaciones, kleine, teils durch hohe Mauern abgegrenzte Stadtviertel der etwas mehr Begüterten. Schließen die sich eigentlich ein oder aus?
Das nächste Tor steht offen, sieht aber aus, als ob es gleich zugänge, die Straße scheint eine Sackgasse. Wir prüfen die Rückklettermöglichkeiten und gehen dann beruhigt weiter. Sackgasse. Zurück und nächste Straße. Auch die endet bald, aber ein kleiner Waldweg führt weiter.
Wir landen an einem Kletterfelsen und treffen einen einsamen Boulderer. Der kennt sich aus und empfiehlt uns zwei Abstiege auf der anderen Waldseite. Wir nehmen den linken, kommen um eine Felsecke und werden von unten angemacht. Der Typ entpuppt sich als Security der propiedad privada. Nein, hier gänge es nicht runter, wir sollten den gleichen Weg nehmen wie hoch.
imageDaran denken wir nicht. Es gab ja noch einen zweiten Abstieg nach dieser Seite. Aus der Vielzahl der vorhandenen Trampelpfade suchen wir uns immer wieder irgendeinen heraus, stehen auf einer Baustelle, schlüpfen durch ein Loch im Zaun und – sind in der nächsten urbanización. Das Ausgangstor steht offen, wir sind scheints wieder im öffentlichen Verkehrsraum. Während es nunmehr langsam dämmert, wissen wir, was wir suchen: Weihnachten.

Irgendwo sehen wir zwei Kinder, die als Hirten verkleidet wohl zu einem Krippenspiel eilen.
imageKurz vorm Stadtzentrum treffen wir auf die drei heiligen Könige, fein beleuchtet, aber wortlos. Vor der Kathedrale stehen Maria und Josef an der Krippe, über ihnen der Weihnachtsstern, glitzernd und stumm. Die nächsten calles sind fast menschenleer.
Auf der Fußgängerflaniermeile sind wir mitten im Leben. Alles wunderbar gotisch beleuchtet, Geschäfte weitgehend zu, ein einsamer Gitarrist spielt irgendwelchen Blueskram, ein Donald Duck knetet den Kindern Luftballons, Polizisten stehen Bereitschaft. Wir drehen um und gehen die Meile zurück. Uns kommen viele entgegen, die wir schon auf dem Hinweg trafen. Allein, WAS sie hier machen, erschließt sich uns nicht.
Eine Ecke weiter mucho ruido, Krach in der calle. Wir gehen dem nach – und geraten in die Partymeile der Jugendlichen und einsamen Herzen. Heiliger Abend! Die Polizei fährt vorbei.

imageEinsamer als wir können Maria und Josef in Bethlehem auch nicht gewesen sein. Wir gehen die fast menschenleere Strandpromenade zurück. Irgendwie sind alle auf der Suche. Aber es ist nichts zu finden. Weihnachten? Ein freier Tag.
Wir singen dagegen an. Eine Stunde lang Weihnachtslieder beim Laufen. Jogger ziehen unbeeindruckt an uns vorbei.

Gegen 9 sind wir wieder in unserem Quartier.
Zuhause essen sie jetzt Abendbrot nach der Bescherung und dem Weihnachtsliedersingen.
Wir schließen uns ein wenig an und gucken noch die drei Haselnüsse für Aschenbrötel.